Erinnerungsliteratur

"Das schwache Erinnerungsvermögen der Generationen festigt die Legenden." Stanislaw J. Lec

"Die Wirklichkeit formt sich nur aus der Erinnerung." Marcel Proust

Das Erinnern, Vergessen, Aufarbeiten und Verdrängen sind individuelle und oftmals auch kollektive Entscheidungsprozesse, die eine sehr genaue Position gegenüber den Ereignissen, Personen und Tatsachen, die das persönliche und kollektive Leben eines jeden von uns geprägt haben, zum Ausdruck bringen.

Der Erinnerungsbegriff ist also ein dualer Begriff. Er äußert sich auf individueller und kollektiver Ebene, aber auch im zeitlichen Sinn. Er kann sich auf eine einzelne Erinnerung beziehen, die sofort, also fast gleichzeitig mit dem Ereignis selbst, fixiert, niedergeschrieben und fotografiert wird. Damit kann aber auch ein Weg, den man Schritt für Schritt zurückverfolgt, eine Reise in die eigene Vergangenheit, die Aufarbeitung von Ereignissen und Menschen nach langer Zeit gemeint sein.

In der mannigfaltigen literarischen Landschaft erlebt die Erinnerungsliteratur gerade eine neue Blütezeit. Dieses Genre umfasst autobiografische und kollektive Schriften, Manuskripte, Erzählungen und Tagebücher, deren Gegenstand und Ziele oftmals übereinstimmen, da sie versuchen, Erinnerungen wieder aufzubauen, zu festigen, zu erschließen und anderen Menschen weiterzugeben.

Die Erinnerungsliteratur liefert zweifelsohne wichtige Elemente, um eine Geschichtsperiode darzustellen und zu begreifen oder zumindest um einen konkreten, realistischen und menschlichen Einblick in diese Zeit zu gewinnen, der nicht mit traditionellen, also eher wissenschaftlichen Quellen belegt ist, sondern vielmehr auf spontanen Aussagen einzelner Personen oder Gruppen beruht, die Bilder und Gefühlsregungen, welche an ein Ereignis oder einen historischen Augenblick gebunden sind, ausdrücken.
Die Italienische Landesbibliothek Claudia Augusta hat sich noch im Jahr 2003 in mühevoller und akribischer Arbeit auf die Suche nach der lokalen Erinnerung und Erinnerungsliteratur begeben.

Als Bibliothek und als Einrichtung mit der Aufgabe, eine Sammlung auch mit lokalem Bezug anzulegen, hat die Landesbibliothek Claudia Augusta im Jahr 2003 zahlreiche Vorträgen zum Thema „Erinnerung und Identität“ organisiert, die beim Publikum auf große Zustimmung und breites Interesse gestoßen sind.
Angesichts des erzielten Erfolges wurde im Jahr 2004 – gemäß den UNESCO-Richtlinien für Bibliotheken – eine Art Archiv der mündlichen Überlieferungen angelegt, welches auf videoaufgezeichneten Interviews beruht und derzeit über 150 Videointerviews mit Persönlichkeiten umfasst, die in verschiedenen lokalen Lebensbereichen ihren Beitrag geleistet haben oder noch immer leisten.

Einen Teil dieses lokalen Wiederaufbau- und Dokumentationsprozesses stellt auch der Abschnitt der Erinnerungsliteratur dar. Diese umfasst Schriften von unterschiedlicher Länge, die sowohl im Original in Papierform, als auch über Internet unter der Kategorien "Erinnerungsliteratur" einsehbar sind.
Die Italienische Landesbibliothek Claudia Augusta wird sich weiterhin der Erschließung, Aufbewahrung und Förderung von Erinnerungsliteratur widmen, indem sie sämtliches Material, das dazu beiträgt, die menschliche und alltägliche Dimension unserer kollektiven Geschichte aufzuzeigen, erwirbt, katalogisiert und online zur Verfügung stellt. Die folgenden Aufzeichnungen liegen nur in italienischer Sprache vor.